4. SONNTAG im Jahreskreis

Lesungen:

              1 Kor 1,26-31

              Evangelium nach Matthäus: Mt. 5,1-12a

 

Wenn man sich anschaut, was sich in dieser Welt alles tut, dann bekommt man irgendwie ein ungutes Gefühl. Nicht nur, dass es auf unserer Erde so viele Kriegsgebiete gibt und Hungersnot, dass Millionen Menschen auf der Flucht sind, in Zelten frieren müssen und bei ihrer Flucht im Meer ertrinken... All dies spielt sich zwar weiter von uns weg ab, aber es kommt immer näher, nicht zuletzt durch die Medien. Und weil all dies, besonders in den Ländern, wo es Wohlstand gibt, irgendwie als eine Bedrohung empfunden wird, ändert sich hier das Denken und die Lebenseinstellung: Eine weltweit zunehmend intolerante und fremdenfeindliche Stimmung; Länder die sich abschotten; Präsidenten die an den Grenzen Mauern aufrichten wollen, die nicht hoch genug sein können und das Foltern von Menschen als legal und effizient darstellen wollen; politisch Verantwortliche, die die Lebensphilosophie verbreiten: Wir müssen zuerst an uns selbst denken, an das eigene Volk und dadurch einen egoistischen Nationalismus schüren; Rechtspopulismus, der gezielt die Lebensängste der Menschen anspricht und sie für eigene Zwecke benützen will... Die Kultur der Menschlichkeit leidet immer mehr in unseren Ländern und auch in der eigenen kleinen Umgebung. Es schaut nicht gut aus in unserer Welt! Das geistige Klima und die Sprache werden immer rauer und aggressiver, gewaltbereiter.

Mitten in so einer Welt spricht die Bibel eine andere Sprache. Sie ruft zu einer anderen Lebenseinstellung auf. Nicht Selbstbehauptung, wichtig sein, das Sagen und Macht haben (und zwar, weil man Geld hat - denn Geld regiert die Welt) sollen die Lebenswerte sein, die man anstrebt. Es geht um andere Werte.

Der Apostel Paulus richtet sich an die christliche Gemeinde von Korinth, in der es unterschiedliche Gruppen und auch Spaltungen gibt und einige sich wichtigmachen wollen. Und da will er sie auf den Boden bringen. „Seht doch einmal auf euch selbst! Es gibt unter euch nicht wirklich viele, die man als gebildet oder einflussreich bezeichnen könnte oder die aus vornehmen Familien abstammen. Aber gerade euch einfache Leute hat Gott auserwählt, um in seine Dienst zu treten. Gott handelt durch die Schwachen, durch die, die in den Augen dieser Welt nichts gelten. Vor Gott kann sich niemand etwas auf sein Können einbilden. Ihr könnt stolz sein, nicht auf eure eigenen Leistungen, sondern auf das, was Gott für euch ist!“ Mit diesen Worten trifft Paulus genau das, was Jesus mit seinen „Seligpreisungen“ in seiner berühmten Bergpredigt sagen will.

Jesus beschreibt hier die Welt Gottes, das Reich Gottes, das heißt eine Welt, wo Gott in den Herzen der Menschen regiert und wo sie in seinem Sinne leben und handeln. In dieser neuen Welt Gottes streben Menschen andere Werte an. Hier gelten Menschen, die ihre ganze Hoffnung auf Gott setzen; Menschen, die in dieser Welt leiden, unter Gewalt leiden und sich nach Gerechtigkeit sehnen und sich dafür einsetzen; Menschen, die Frieden stiften und deswegen barmherzig sind, statt nach Rache und Vergeltung zu rufen; Menschen mit einem reinen, ehrlichen und aufrichtigen Herzen, das anderen grundsätzlich, von vornherein Gutes wünscht und zumutet, ohne ihnen bösen Willen zu unterstellen; Menschen, die deswegen auch von dieser Welt nicht ernstgenommen werden, Spott und Lasten ertragen müssen, weil sie eine Welt wollen, wie Gott sie will: „Dein Wille geschehe!“ Das sind die Werte, für die Menschen sich einsetzen, die an Gott und an Jesus glauben und sich deswegen Christen nennen. Sie sprechen eine andere Sprache, haben eine andere Lebenseinstellung als diese, die sich im Augenblick in unserer Welt verbreitet.

Ist das naiv? Ist das unrealistisch? Ein deutscher Politiker hat einmal gesagt: „Mit der Bergpredigt kann man keine Politik betreiben.“ Natürlich keine Weltpolitik, denn man kann die Werte, die Jesus vertritt, nicht mit Gewalt aufdrängen. Und Paulus hat mit seinen Worten an die kleine Gemeinde in Korinth auch nicht die damals Großen und Mächtigen in Rom erreicht. Und trotzdem hat dieses christliche Gedankengut sich - auf vielerlei Umwegen - in dieser Welt durchgesetzt, trotz vieler Rückschläge.

Erleben wir im Augenblick wieder solche Rückschläge in unserer Welt? Stimmt es, was ein Journalist in seinem Buch schreibt, das ich gerade lese: „Wenn Gott verschwindet, verschwindet der Mensch“? Durch unsere Lebensweise und unseren Umgang miteinander in einer christlichen Gemeinde, können wir dies - wie damals in Korinth - verhindern.

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